So viel müssten Sie heute verdienen, um wie 1980 zu leben

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Der Durchschnittsverdienst in Westdeutschland lag 1980 bei 1.273 DM – doch was entspricht dieser Summe in Euro heute, wenn man die gestiegene Inflation berücksichtigt? Wir rechnen mit offiziellen Zahlen nach, wie sich das Preisniveau verändert hat und wie viel Einkommen heute nötig wäre, um denselben Lebensstandard zu halten wie damals. Eine datenbasierte Kaufkraftanalyse.

Einkommen im Wandel der Zeit

Wenn über die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands gesprochen wird, stehen häufig die Nominalwerte im Vordergrund: Wie viel Euro verdient ein durchschnittlicher Arbeitnehmer heute? Doch diese Zahlen allein sagen wenig über die reale wirtschaftliche Situation aus. Um zu verstehen, wie sich die Lebensverhältnisse verändert haben, muss man die Kaufkraft betrachten: Also wie viel man für das verdiente Geld tatsächlich kaufen kann.

Gerade im Rückblick auf die früheren Jahrzehnte ist diese Frage spannend: Was war ein typischer Monatslohn 1980 in Westdeutschland wert, und wie viel Geld müsste man heute verdienen, um denselben Lebensstandard zu finanzieren?

Der Bruttolohn 1980: Was wurde in Westdeutschland verdient?

Laut dem Statistischen Bundesamt betrug der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern in der gewerblichen Wirtschaft Westdeutschlands im Jahr 1980 genau 1.273 D-Mark.

Diese Zahl ist in der Zeitreihe „Bruttomonatsverdienste der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer“ dokumentiert. Sie gibt einen guten Anhaltspunkt für das mittlere Einkommen zu Beginn der 1980er Jahre, bevor die großen wirtschaftlichen Veränderungen der Globalisierung und Digitalisierung einsetzten.

Wie sich Preise verändern: Der Verbraucherpreisindex (VPI)

Der Verbraucherpreisindex (VPI) misst, wie sich die Preise für typische Waren und Dienstleistungen im Zeitverlauf verändern. Der VPI dient als offizielles Maß für die Inflation und wird vom Statistischen Bundesamt regelmäßig erfasst.

Für die Berechnung verwenden wir den VPI auf Basis des Jahres 2020 (=100). Daraus ergeben sich folgende Werte:

1980: Der VPI lag bei etwa 30,3 Punkten.

2024: Der VPI wird auf etwa 119,3 Punkte geschätzt.

Das bedeutet, dass sich das allgemeine Preisniveau seit 1980 fast vervierfacht hat.

DM in Euro: Die technische Umrechnung

Am 1. Januar 2002 wurde der Euro als Bargeld eingeführt. Der Umrechnungskurs war gesetzlich fixiert:

1 Euro = 1,95583 D-Mark

Demnach entspricht ein Bruttolohn von 1.273DM im Jahr 1980 einem Betrag von 651,28 Euro in heutiger Währung – allerdings nicht inflationsbereinigt.

Die zentrale Rechnung: Was ist das Einkommen von 1980 heute wert?

Um die reale Kaufkraft zu berechnen, wird der inflationsbereinigte Wert ermittelt. Formel:

 text{Einkommen}_{text{heute}} = text{Einkommen}_{1980} times frac{text{VPI}_{2024}}{text{VPI}_{1980}}

Mit eingesetzten Werten sieht das so aus:

 651{,}28 ,text{Euro} times frac{119{,}3}{30{,}3} approx 2.563{,}55 ,text{Euro}

Ein Einkommen von 2.564 Euro brutto pro Monat wäre heute erforderlich, um dieselbe Kaufkraft zu besitzen wie 1.273 D-Mark im Jahr 1980.

Mehr als Inflation: Was in der Rechnung (nicht) enthalten ist

Diese Rechnung bildet lediglich die allgemeine Preisentwicklung ab. Nicht enthalten sind:

  • Steuern und Sozialabgaben, die sich ebenfalls stark verändert haben
  • Regionale Unterschiede, insbesondere zwischen Ballungszentren und ländlichen Räumen
  • Veränderungen im Konsumverhalten: Mobiltelefone, Internet, Streamingdienste gab es 1980 nicht, belasten heute aber Budgets
  • Qualitative Verbesserungen: Produkte sind heute oft technisch fortgeschrittener, langlebiger oder komfortabler

Wie viel besser geht es uns heute – wirklich?

Noch aussagekräftiger wird der Vergleich, wenn man die Nettolöhne betrachtet – also das, was wirklich im Portemonnaie ankommt. 1980 blieb von 1.273 DM brutto im Schnitt rund 930 DM netto übrig. Inflationsbereinigt entspricht das heute knapp 1.900 Euro. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer hat heute jedoch etwa 2.900 Euro netto, also real mehr als damals. Zugleich ist der Nettoanteil am Brutto niedriger als in den 1980er Jahren, was die höhere Abgabenlast verdeutlicht.

Nominell ist der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst in Deutschland bis 2024 auf 4.634 Euro gestiegen. Das liegt deutlich über dem inflationsbereinigten Gegenwert des Jahres 1980.

Die reale Kaufkraft hat sich also grundsätzlich verbessert. Dennoch bleibt die subjektive Wahrnehmung oft eine andere: Hohe Mieten, Energiepreise und steigende Lebenshaltungskosten lassen viele Menschen empfinden, dass ihr Einkommen heute weniger wert ist.

Mieten – sie fressen deutlich mehr vom Netto als früher

Neben den Einkommen haben sich auch die Mieten im gleichen Zeitraum stark verändert. 1980 lag die durchschnittliche Kaltmiete für eine typische Wohnung bei etwa 3 bis 4 DM pro Quadratmeter, was inflationsbedingt heute rund 6 bis 8 Euro entsprechen würde. Tatsächlich aber betragen die aktuellen Mietpreise in deutschen Städten oft 10 bis 15 Euro pro Quadratmeter – also deutlich höher als nur durch die Inflation erklärbar.

Entsprechend hat sich auch die Mietbelastung erhöht: Während 1980 ein Haushalt etwa 13,6% seines verfügbaren Einkommens für das Wohnen ausgab, sind es heute im Durchschnitt 25% oder mehr. Besonders in Großstädten empfinden viele Menschen die steigenden Mieten als Belastung, die den Zugewinn an Einkommen teilweise auffrisst

Die Daten zeigen: Rein statistisch hat sich die Einkommenssituation verbessert. Doch der individuelle Wohlstand hängt von weit mehr Faktoren ab als von durchschnittlichen Rechenwerten.