Fliegerbombe in Altwittenbek erfolgreich gesprengt – Evakuierungen beendet

Eine englische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg sorgte am Mittwoch in Altwittenbek für einen Großeinsatz. Der Blindgänger mit intaktem Zünder konnte erst im zweiten Anlauf gesprengt werden. Bewohnerinnen und Bewohner mussten evakuiert werden, Bahnstrecke und Nord-Ostsee-Kanal waren gesperrt. Am Abend kam die Entwarnung.

Am Mittwoch herrschte im kleinen Ort Altwittenbek Ausnahmezustand. Auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche war eine 500 Pfund schwere britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes rückten an, um den Blindgänger vor Ort unschädlich zu machen. Die Entschärfung gestaltete sich schwieriger als zunächst angenommen – erst nach einem zweiten Versuch am Abend konnte die Bombe kontrolliert gesprengt werden.

Fund auf Kampfmittelverdachtsfläche

Bei Untersuchungen einer Kampfmittelverdachtsfläche in der Nähe des Nord-Ostsee-Kanals stießen Fachleute auf den Sprengkörper. Die Bombe lag rund zwei Meter tief im Erdreich. Während der hintere Zünder bereits detoniert und zerstört war, befand sich an der Spitze noch ein intakter Membranzünder – eine Konstruktion, die als äußerst instabil und gefährlich gilt. Da er nicht herausgeschraubt werden konnte, entschieden die Experten, die Bombe sprengtechnisch vor Ort zu vernichten.

Evakuierung und Sperrungen am Nachmittag

Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, begann am frühen Nachmittag die Evakuierung von Altwittenbek. Sämtliche Anwohnerinnen und Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. Als Notunterkunft stellte die Gemeinde Neuwittenbek die Turnhalle zur Verfügung. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Vertreter der Stadt Gettorf koordinierten den Ablauf gemeinsam mit dem Kampfmittelräumdienst.

Parallel wurden auch wichtige Verkehrsadern betroffen: Zwischen 15 und 17 Uhr war der Nord-Ostsee-Kanal für die Schifffahrt gesperrt. Auch die Bahnstrecke Kiel–Eckernförde–Flensburg lag zeitweise still. Lediglich die Bundesstraße 76 blieb ohne Einschränkungen befahrbar. Anwohner wurden darauf hingewiesen, Lebensmittel, Getränke und notwendige Medikamente mitzunehmen – die Dauer der Arbeiten war von Beginn an ungewiss.

Fehlgeschlagener erster Versuch

Gegen 17.15 Uhr starteten die Entschärfer den ersten Sprengversuch. Dazu wurden Sprengmittel und spezielle Wassersäcke am Fundort positioniert, die den Explosionsdruck mildern sollten. Doch die geplante Vernichtung blieb ohne Ergebnis: Der Blindgänger wurde nicht vollständig zerstört. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden, um weitere Maßnahmen vorzubereiten.

Für einen zweiten Anlauf war erneute Logistik notwendig. Zusätzliche Wassersäcke mussten herangeschafft werden, der gesamte Bereich blieb weiter weiträumig gesperrt. Für die betroffenen Anwohner bedeutete das längeres Warten und Ungewissheit, wann sie zurück in ihre Häuser können.

Erfolgreiche Sprengung am Abend

Erst gegen 20.45 Uhr gelang die kontrollierte Sprengung. Mit einer gezielten Sprengladung wurde der gefährliche Zünder zerstört, die Bombe damit endgültig unschädlich gemacht. Kurz nach 21 Uhr gab die Polizei Entwarnung: Die Sperrungen am Nord-Ostsee-Kanal und auf der Bahnstrecke wurden aufgehoben, die Bevölkerung durfte in ihre Wohnungen zurückkehren.

Nach Angaben der Polizei verlief der Einsatz reibungslos, verletzt wurde niemand. Der großangelegte Einsatz habe gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden und Einsatzkräften funktioniere.

Hintergrund: Bombenfunde in Schleswig-Holstein keine Seltenheit

Schleswig-Holstein ist – wie viele Regionen in Deutschland – bis heute von Altlasten des Zweiten Weltkriegs betroffen. Allein in Schleswig-Holstein sollen nach Schätzungen noch mehrere zehntausend Blindgänger im Boden liegen. Besonders entlang der Küstenregionen, in der Nähe militärischer Anlagen oder bei Großstädten wie Kiel kommt es regelmäßig zu Funden.

Der Nord-Ostsee-Kanal war während des Krieges ein strategisch wichtiges Ziel für alliierte Luftangriffe. Häufig wurden Fliegerbomben in größerer Stückzahl abgeworfen, nicht alle detonierten beim Aufprall. Heute tauchen sie noch auf, etwa bei Bauarbeiten, landwirtschaftlicher Nutzung oder gezielten Sondierungen von Kampfmittelverdachtsflächen.

Jährlich müssen in Schleswig-Holstein mehrere hundert Sprengkörper durch den Kampfmittelräumdienst entschärft oder kontrolliert gesprengt werden. Jeder Einsatz ist individuell zu bewerten – abhängig vom Zustand des Zünders, der Umgebung und den möglichen Gefahren für die Bevölkerung.

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