
In den USA testet Google derzeit eine neue Funktion, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Termine vereinbaren und mit lokalen Dienstleistern kommunizieren, grundlegend zu verändern. Unter dem Namen „Ask for me“ wird dieses Feature in den sogenannten Google Labs erprobt und steht ausgewählten Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung. Die Idee dahinter ist ebenso einfach wie revolutionär: Anstatt selbst zum Telefon zu greifen und bei Friseuren, Werkstätten oder anderen Dienstleistern nach freien Terminen oder Preisen zu fragen, übernimmt eine künstliche Intelligenz diesen Schritt – und zwar vollkommen eigenständig.

Wer beispielsweise in der Google-Suche nach einem Fitnessstudio oder Wellness Center in seiner Nähe sucht, erhält, sofern er am Experiment teilnimmt, die Möglichkeit, „Ask for me“ zu nutzen. Nach Eingabe der gewünschten Dienstleistung und des bevorzugten Zeitfensters übernimmt die KI das Ruder. Sie wählt passende Unternehmen aus, ruft sie an und stellt die relevanten Fragen, etwa nach freien Terminen oder den Kosten für eine bestimmte Leistung. Das Besondere: Die KI führt die Gespräche in natürlicher Sprache und gibt sich dabei als automatisiertes System von Google zu erkennen. Die Unternehmen am anderen Ende der Leitung erfahren also, dass sie nicht mit einer echten Person sprechen, sondern mit einer Maschine.

Innerhalb von etwa 30 Minuten erhält der Nutzer eine Zusammenfassung der Ergebnisse – entweder per E-Mail oder als Nachricht auf das Smartphone. So spart man sich nicht nur die oft lästigen Telefonate und das Warten in Warteschleifen, sondern bekommt auch einen schnellen Überblick über die Angebote verschiedener Anbieter. Für viele Menschen, die sich mit Telefonaten schwertun oder einfach keine Zeit für langwierige Absprachen haben, könnte diese Funktion eine echte Erleichterung im Alltag darstellen.
Technologisch basiert „Ask for me“ auf der bereits seit einigen Jahren bekannten Google Duplex-Technologie. Diese wurde ursprünglich entwickelt, um Restaurantreservierungen oder Friseurtermine per Telefon zu vereinbaren, und sorgte damals für Aufsehen, weil die KI erstaunlich menschlich klang.
Mit „Ask for me“ wird dieses Prinzip nun auf eine breitere Palette von Dienstleistungen ausgeweitet. Derzeit ist das Angebot allerdings noch auf bestimmte Branchen wie Autowerkstätten oder Nagelstudios beschränkt und ausschließlich in den USA auf Englisch verfügbar. Ob und wann das Feature nach Deutschland kommt, ist bislang noch offen.







KI als Termin-Assistent – Datenschutz und Belastungen für die Unternehmen
Natürlich wirft eine solche Innovation auch Fragen auf – insbesondere in Bezug auf Datenschutz und die Belastung der Unternehmen. Google betont, dass die KI sich bei jedem Anruf klar als solche identifiziert und Unternehmen die Möglichkeit haben, diese Art von Anfragen abzulehnen oder zu beenden.
Unternehmen können über ihr Google-Business-Profil die Teilnahme ablehnen – was natürlich auch bedeutet, dass die Unternehmen diesen Google-Dienst nutzen müssen, um von der Teilnahme abzumelden. Ob dieses Verhalten seitens Google so optimal ist, sei dahingestellt. Ein Opt-In wäre sicherlich eine sauberere Lösung gewesen als ein erzwungener Opt-Out.
Zudem wurden Maßnahmen wie Anrufquoten eingeführt, um eine Überlastung der Betriebe zu verhindern. Dennoch bleibt abzuwarten, wie Unternehmen langfristig mit der neuen Kontaktaufnahme umgehen werden. Während für die einen der zusätzliche Kommunikationskanal eine Chance auf mehr Kundschaft bedeutet, könnten andere die Flut automatisierter Anfragen als störend empfinden.

Für Nutzerinnen und Nutzer hingegen eröffnet sich mit „Ask for me“ ein komfortabler Weg, schnell und unkompliziert an Informationen und Termine zu kommen. Die Funktion ist ein weiteres Beispiel dafür, wie künstliche Intelligenz unseren Alltag zunehmend durchdringt und Prozesse automatisiert, die bislang fest in menschlicher Hand lagen. Ob sich das Modell durchsetzt und auch in anderen Ländern eingeführt wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Die Zukunft der Terminfindung könnte schon bald ganz anders aussehen, als wir es bisher gewohnt sind.