
Gesetzlicher Rahmen und Bedeutung der Badegewässerqualität
Die Qualität von Badegewässern wird in Deutschland und der Europäischen Union durch die EU-Badegewässerrichtlinie (2006/7/EG) geregelt. Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten zur jährlichen Überprüfung und Bewertung von Badegewässern anhand mikrobiologischer Parameter, insbesondere im Hinblick auf Escherichia coli und intestinale Enterokokken. Die Einteilung erfolgt in vier Qualitätsstufen: „ausgezeichnet“, „gut“, „ausreichend“ und „mangelhaft“.
Diese Bewertungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheitsvorsorge, sondern beeinflussen auch touristische Entscheidungen und kommunale Investitionen. Schleswig-Holstein mit seinen langen Ostseeküsten und zahlreichen Binnengewässern hat dabei besondere Verantwortung.
Badegewässer in Schleswig-Holstein: Das Ergebnis für 2024
Laut den aktuellen Daten des Landesamtes für Soziale Dienste Schleswig-Holstein, die auf einer Auswertung des Beurteilungszeitraums 2021 bis 2024 beruhen, wurde die Wasserqualität an über 360 Badestellen analysiert. Eine große Mehrheit der Badegewässer wurde mit „ausgezeichnet“ bewertet. Besonders positiv fielen die Küstenregionen entlang der Ostsee auf, darunter Badestellen in Flensburg (Solitüde), Kiel (Schilksee, Friedrichsort, Düsternbrook) und Travemünde.
Diese Badestellen erfüllten durchweg die höchsten Anforderungen. Die Bewertung „ausgezeichnet (nur Überprüfung bei Änderung der Umstände)“ deutet darauf hin, dass dort keine hygienisch bedenklichen Entwicklungen festgestellt wurden.

Regionale Unterschiede: Wo das Baden besonders empfehlenswert ist
Neben den bekannten Badeorten an der Küste zeigen auch zahlreiche Binnenseen im Binnenland hervorragende Qualität. Der Kreis Plön, die Region Rendsburg-Eckernförde sowie Teile der Holsteinischen Schweiz weisen eine Vielzahl an mit „gut“ oder „ausgezeichnet“ eingestuften Gewässern auf. Die Bewertung „gut“ wird vergeben, wenn die mikrobiologischen Parameter nur geringfügig unter den Anforderungen für „ausgezeichnet“ liegen – diese Gewässer sind ebenfalls uneingeschränkt zum Baden geeignet.
Wo die Wasserqualität zu wünschen übrig lässt
Trotz der insgesamt positiven Bilanz gibt es auch Ausnahmen. Mehrere Badestellen wurden lediglich mit „ausreichend“ bewertet. Diese Bewertung weist darauf hin, dass wiederholt erhöhte Werte bei den gemessenen Indikatorbakterien festgestellt wurden, was unter bestimmten Bedingungen ein Gesundheitsrisiko darstellen kann. Solche Bewertungen betrafen in der Vergangenheit zum Beispiel einzelne Seen in den Kreisen Segeberg und Herzogtum Lauenburg. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein: Neben natürlichen Einträgen durch Wildtiere oder intensive landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet sind auch veraltete Abwasserinfrastrukturen oder Starkregenereignisse denkbar.
Noch seltener, aber umso besorgniserregender, sind Einstufungen als „mangelhaft“. Diese kommen meist zustande, wenn über mehrere Jahre hinweg Grenzwertüberschreitungen festgestellt werden und keine ausreichenden Verbesserungsmaßnahmen greifen. Im Jahr 2024 ist die Anzahl solcher Fälle in Schleswig-Holstein erfreulicherweise sehr gering. Dennoch zeigt jeder dieser Fälle auf, dass kontinuierliche Überwachung und gezielte Sanierungsmaßnahmen notwendig sind.
Natürliche Belastungen: Blaualgen und Quallen
Auch wenn die mikrobiologische Wasserqualität gut ist, können natürliche Phänomene das Badevergnügen beeinträchtigen. So wurden an mehreren Badestellen mögliche Belastungen durch Cyanobakterien (umgangssprachlich Blaualgen) sowie Quallen vermerkt. Diese können gesundheitliche Beschwerden hervorrufen, insbesondere bei Kindern, älteren Menschen oder Personen mit empfindlicher Haut.
Die Auswertung der Badegewässerdaten enthält Hinweise wie: „Unter normalen Wetter- und Umgebungsbedingungen bestehen keine Auswirkungen“. Dennoch kann es bei starker Hitze, Windstille oder bestimmten Strömungen zu vermehrtem Algenwachstum oder Quallenansammlungen kommen. Warnhinweise der Behörden sollten in diesen Fällen unbedingt beachtet werden.
Empfehlungen für Badegäste: Sicher schwimmen trotz Naturphänomene
Besucherinnen und Besucher sollten vor dem Badeausflug aktuelle Informationen einholen. Die Landesregierung Schleswig-Holstein bietet über ihre Website sowie die App „Badewasser SH“ tagesaktuelle Angaben zu Wasserqualität, Sperrungen oder Warnungen.
Beim Auftreten von Blaualgen sollte das Wasser gemieden werden, wenn die Sichttiefe unter einem Meter liegt oder sich ein grüner Schleier auf der Wasseroberfläche zeigt. Auch das Verschlucken von Wasser sollte in solchen Fällen vermieden werden. Eltern sollten besonders aufmerksam sein, wenn Kinder im flachen Wasser spielen.
Neben der Beobachtung der Wasseroberfläche empfiehlt es sich, die Hinweise vor Ort zu beachten. Viele Badestellen verfügen über Informationstafeln, die tagesaktuell über potenzielle Risiken informieren. Darüber hinaus kann der Kontakt mit Quallen durch das Tragen von Badeschuhen oder Neoprenanzügen gemindert werden.
Baden mit gutem Gefühl, aber wachem Blick
Die Badegewässerqualität in Schleswig-Holstein befindet sich auf hohem Niveau. Die jährlichen Bewertungen zeigen eine stabile und erfreuliche Entwicklung, insbesondere an den touristisch bedeutenden Küstenabschnitten. Herausforderungen wie Algenblüte, punktuelle Verschmutzungen oder Quallen sind natürliche oder temporäre Begleiterscheinungen, die durch umsichtiges Verhalten gut zu handhaben sind.
Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass einige Gewässer weiterhin unter Beobachtung stehen. Besonders dort, wo wiederholt nur „ausreichend“ oder gar „mangelhaft“ bewertet wurde, sind langfristige Maßnahmen gefragt – von der Ursachenanalyse über technische Sanierungen bis zur transparenten Information der Öffentlichkeit.
Für die kommende Badesaison heißt das: Schleswig-Holstein bietet beste Voraussetzungen für ungetrübten Badespaß – bei gleichzeitigem Bewusstsein für ökologische und gesundheitliche Rahmenbedingungen.