
Die Lebenshaltungskosten steigen, das ist für viele Menschen in Schleswig-Holstein längst spürbar. Doch wie groß ist der Preisanstieg tatsächlich? Ein Blick auf den Verbraucherpreisindex zeigt: Seit 2015 haben sich die Preise kontinuierlich erhöht – und in den letzten Jahren sogar drastisch. Was bedeutet das für die Menschen in Schleswig-Holstein, und welche Faktoren treiben die Inflation besonders an?
Ein Jahrzehnt steigender Preise

Der Verbraucherpreisindex ist eine der wichtigsten Kennzahlen zur Messung der Inflation. Er gibt an, um wie viel sich die Preise für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zu einem Basisjahr verändert haben. Für Schleswig-Holstein zeigt sich ein eindeutiger Trend: 2015 lag der Index bei 94,8, 2020 erreichte er 100, was bedeutet, dass die Preise seit 2015 um etwa 5,5 Prozent gestiegen waren. Doch während der Anstieg bis 2020 moderat verlief, nahm die Teuerung danach deutlich an Fahrt auf.
Im Jahr 2021 lag der Index bereits bei 103,0, ein Jahr später stieg er auf 109,4. Besonders auffällig war die Entwicklung im Jahr 2022, als der Verbraucherpreisindex innerhalb eines Jahres um mehr als sechs Punkte kletterte – ein außergewöhnlich starker Anstieg, der die steigenden Energiekosten und die Folgen der globalen Wirtschaftskrisen widerspiegelt. 2023 setzte sich die Inflation weiter fort, der Indexwert stieg auf 116,0, und Anfang 2024 lag er bereits bei 118,8. Das bedeutet, dass das Leben in Schleswig-Holstein heute fast 25 Prozent teurer ist als noch 2015.
Was treibt die Preise nach oben?
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Einer der Hauptfaktoren ist die Energiekrise, die besonders in den Jahren 2021 und 2022 die Preise in die Höhe trieb. Die Kosten für Strom, Gas und Heizöl explodierten, was sich nicht nur direkt auf die Haushaltskosten auswirkte, sondern auch auf viele andere Bereiche des täglichen Lebens. Denn höhere Energiekosten bedeuten auch teurere Produktions- und Transportkosten – und das spüren Verbraucher letztlich an der Kasse.
Ein weiterer Preistreiber sind steigende Mieten. In Schleswig-Holstein sind insbesondere die Küstenregionen und Städte wie Kiel, Lübeck oder Flensburg von einem angespannten Wohnungsmarkt betroffen. Während die Mieten in den letzten Jahren stetig gestiegen sind, hat sich dieser Trend in den letzten Jahren nochmals verschärft. Neubauten bleiben hinter der Nachfrage zurück, was zu weiter steigenden Wohnkosten führt.
Auch Lebensmittel haben sich erheblich verteuert. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch oder Gemüse sind in den letzten Jahren stark gestiegen, teilweise um mehr als 20 Prozent im Vergleich zu 2019. Ursachen sind unter anderem gestiegene Produktionskosten, unterbrochene Lieferketten während der Pandemie und der Klimawandel, der die Ernten in vielen Teilen der Welt beeinflusst.
Welche Auswirkungen hat die Inflation auf die Menschen?
Für viele Haushalte bedeutet die anhaltende Inflation eine erhebliche finanzielle Belastung. Während die Preise steigen, halten die Einkommen nicht immer Schritt. Besonders Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen spüren die Auswirkungen deutlich, da sie einen größeren Teil ihres Budgets für Miete, Energie und Lebensmittel ausgeben.
Auch die Kaufkraft sinkt: Wer 2015 für 100 Euro einkaufen ging, müsste heute fast 120 Euro ausgeben, um die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen zu erhalten. Diese Entwicklung führt dazu, dass sich Konsumgewohnheiten verändern. Viele Menschen verzichten auf Restaurantbesuche, Urlaube oder größere Anschaffungen und suchen verstärkt nach günstigeren Alternativen im Alltag.
Gibt es eine Entspannung in Sicht?
Ob sich die Preisspirale bald verlangsamt, ist ungewiss. Experten gehen davon aus, dass sich die Inflation im Laufe des Jahres 2024 etwas abschwächen könnte, da einige der Preistreiber – insbesondere im Energiesektor – nachlassen. Dennoch bleibt das Preisniveau hoch, und eine Rückkehr zu den günstigen Verhältnissen von 2015 ist nicht zu erwarten.
Die Politik versucht, mit Maßnahmen wie Energiepreisbremsen oder Wohngeldreformen gegenzusteuern, doch viele Verbraucher bleiben skeptisch, ob dies langfristig ausreicht. Auch der Arbeitsmarkt spielt eine entscheidende Rolle: Lohnerhöhungen können dazu beitragen, die Inflation zumindest teilweise auszugleichen, doch nicht alle Branchen haben die Möglichkeit, Gehälter entsprechend anzupassen.
Fazit: Ein spürbarer Wandel in der Lebensrealität
Die Zahlen des Verbraucherpreisindex zeigen klar, dass das Leben in Schleswig-Holstein in den letzten Jahren deutlich teurer geworden ist. Besonders seit 2020 hat sich die Preisentwicklung beschleunigt, und viele Menschen müssen sich an eine neue finanzielle Realität anpassen. Während einzelne Faktoren wie Energiepreise langfristig wieder sinken könnten, bleibt die Inflation in vielen Bereichen eine Herausforderung – vor allem für Haushalte mit geringem Einkommen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich die Preissteigerungen weiter fortsetzen oder ob sich der Markt stabilisieren kann.